Die Dorfkirche in Wildenbruch ist eine der ältesten erhaltenen Kirchen in unserer Region. Mit Entstehung der Handelsstraße Beelitz-Saarmund-Berlin im 12. Jahrhundert gewann auch das Dorf an strategischer Bedeutung. 1250 wurde die Feldsteinkirche im spätromantischen Stil mit breitem Westwerk, Langhaus, rückspringendem Chor und Rundapsis erbaut. Der Altar ist nach Osten ausgerichtet… und blickt in Richtung der zu erwartenden Auferstehung Jesu.
Der wuchtige Westturm, hochgelegene kleine Fenster, stabile Türen und ein schwerer Wehrbalken lassen den Charakter als Fluchtkirche erkennen. Frauen und Kinder, Kleintiere und Ernteerträge fanden hier Schutz, wenn kriegerische Auseinandersetzungen oder Raubzüge das Dörfchen Wildenbruch bedrohten.
1737-1738 stiftete der Lehnsherr Adolph Friedrich von Rochow den Neubau des Turms, der in spätbarockem Ziegelfachwerk ausgeführt und mit einem Uhrwerk ausgestattet wurde. Damals war der Kirchenraum noch sehr dunkel. Die großen Fenster wurden erst 1793 bzw. 1877 eingebaut – und sind eine Auswirkung der Reformation: Nur mit ausreichend Licht kann die Gemeinde in Bibel und Gesangbuch lesen.
Die Industrialisierung sorgte für starken Bevölkerungszuwachs – und eine Umgestaltung des Kircheninnenraums 1877: Die Empore wurde in der jetzigen Form erneuert und erweitert, eine Orgel und der Kanzelaltar eingebaut. 1913 wurde der Turm durch ein mechanisches Uhrwerk der Gebrüder Meister aus Berlin modernisiert, das drei Monate vor der Wende 1989 seinen Geist aufgab. Der bestellte Turmuhrbauer stellte fest, dass das Uhrwerk zu reparieren, der Turm aber einsturzgefährdet sei.
Mit der politischen Wende kam das Geld für die dringend notwendige Sanierungen. Die meisten Verzierungen waren dem Zahn der Zeit zum Opfer gefallen, der marode Putz wurde entfernt. Wenige mittelalterliche Malereien und einfache Blumenmuster hinter dem Altar sind erhalten geblieben, sodass der Kirchenraum heute durch klösterliche Schlichtheit glänzt.
Die ursprünglich katholische Kirche verfügt über eine Priesterpforte, die bei den Renovierungsarbeiten wieder freigelegt wurde. Die südliche Gemeindepforte ist heute zugemauert, weshalb die Wildenbrucher Dorfkirche durch das Tor im Westturm betreten wird. Der Turm wurde 1993 vor dem Einsturz gerettet.
Von ursprünglich drei Glocken wurde eine im Ersten Weltkrieg für "Volk und Vaterland“ eingeschmolzen und 1924 ersetzt; die dritte Glocke ist verschollen. Eine Bronzeglocke aus dem Mittelalter ist noch heute aktiv. Als lebendige Zeugin der Vergangenheit klingt sie jeden Tag über Wildenbruch.
Die erste Orgel stand seit 1884 in der Wildenbrucher Dorfkirche… vermutlich ein Instrument aus Thüringen mit neun Registern. Nach dem noch vorhandenen Prospekt wird es dem späten 18. Jahrhundert zugeordnet. Vermutlich war diese Orgel ein Ober- oder Kronwerk aus einem größeren Instrument, darauf weisen die Spuren der Holzbindungen sowie alte, größere Bekronungen hin. Erbauer und genaue Herkunft sind nicht bekannt.
1927 baute die Potsdamer Firma Alexander Schuke eine Orgel mit sieben Registern auf pneumatischen Kegelladen in das alte Gehäuse. Anfang der 1990er Jahre wurde die Orgel wegen der notwendigen Bauarbeiten in der Kirche ausgelagert. Da das Instrument in einem sehr schlechten Zustand war, entschied man sich 1998 für eine Rekonstruktion der ursprünglichen Orgel und beauftragte diese ebenfalls wieder bei Alexander Schuke, Potsdam. Das Gehäuse wurde nach den noch vorhandenen alten Gehäuseteilen nachgebaut und ergänzt. Das Schnitzwerk konnte komplett übernommen werden. Von den Pfeifen ist einzig der Subbaß 16‘ noch alter Bestand.
Disposition
Dies ergibt 570 Pfeifen aus Holz und Orgelmetall, verteilt auf einem Manual und Pedal. Ton- und Registermechanik sind wieder rein mechanisch ausgeführt worden. Unsere Orgel wurde dank eines gewaltigen Spendenaufkommens aus der Region finanziert.