
Mein schönstes Weihnachtsfest in den Kindertagen
Es war das Titelbild auf einer Zeitschrift mit einem gotischen Fenster der Klosterkirche Schulpforte, dass die Erinnerung an mein schönstes Weihnachtsfest in den Kindertagen wachrief.
Es war Ende der 40er Jahre des vergangenen Jahrhunderts, einer Zeit, die von Knappheit, aber auch von Hoffnung nach dem Ende des Krieges geprägt war.
Es hatte frisch geschneit, als wir uns wie verabredet mit der Großfamilie (sie war aus Schlesien noch rechtzeitig vor dem Bombardement des Dresdener Hauptbahnhofes zu uns geflüchtet) auf der damals kaum befahrenen Landstraße von Naumburg aus ca. 4 km auf den Weg zur Christvesper in Schulpforte machten. Durch den Neuschnee erschien alles in der Landschaft still und gedämpft.
Dort in der Kirche gab es kein elektrisches Licht, geschweige denn Heizung, sondern jeder hatte nur seine selbst mitgebrachte Kerze vor sich.
Den Heimweg nahmen wir dann durch den Wald entlang der Kleinen Saale und freuten uns zu Hause auf die warme Stube mit dem Tannenbaum, einem Stück Stolle aus dem selbst gesammelten und geschroteten Getreide, der traditionellen Pilzsuppe und der Bescherung mit einem neuen Puppenkleid und zwei antiquarischen Märchenbüchern.
76 Jahre ist das nun schon fast her. Aber das Gefühl der Freude daran ist nicht vergangen. Mag sein, dass etwas Verklärung nach der langen Zeit mit hineinspielt.
Und ich frage mich: wie kann man diese Freude von damals den Enkeln in der heutigen Überflussgesellschaft vermitteln?
Johanna Ullner