In Wildenbruch und Michendorf hängen seit dem dritten Adventswochenende Plakate, auf denen wichtige Personen der Weihnachtsgeschichte zu sehen sind. Maria und Josef sind unterwegs, ebenso der Hirte und die drei Weissinnen. Wir möchten die wundervolle Weihnachtsgeschichte im Dorf sichtbar und hier auf der Website nachvollziehbar machen. Es gibt dafür drei Möglichkeiten:
1. Ganz kurz für Eilige
2. Etwas Biblisches
3. Was kann das für Dich bedeuten?
Interesse? Zum Hören und zum Lesen
Zwei Menschen lassen sich ganz und gar auf GOTT ein! Das ist nicht einfach, aber am Ende geschieht ein Wunder! Könnte auch was für Dich sein!
Mit Maria und Joseph begegnen uns die zentralen Figuren der Weihnachtsgeschichte. Jene zwei Menschen, die sich auf das Gebot des Kaiser Augustus nach Bethlehem aufmachen, um sich in die Steuerliste eintragen zu lassen. Ihr Wohnort ist derFlecken Nazareth im Norden Israels. Joseph muss sich in Bethlehem in die Steuerliste eintragen lassen, weil er ein Nachfahre des Königs David ist, da er aus dem Haus und Geschlecht Davids stammt, heißt es in der Sprache der Bibel (siehe Hirten). Mit dem Auto schafft man die Strecke von Nazareth nach Bethlehem (191 km) heute in knapp zwei Stunden. In biblischer Zeit war das natürlich noch keine Option. Der Weg musste zu Fuß bewältigt werden. Zusammen mit einer schwangeren Frau sicher eine große Herausforderung. Die Verlobte ist schwanger, es steht eine beschwerliche Reise an, es gibt bei beiden, Maria und Joseph, noch die Unsicherheit um die Schwangerschaft, die sich da „ereignet“ hat. Diese Unsicherheit zeigt sich in dem „Ob das gut geht.“ auf unserem Plakat. Um dieser Unsicherheit auf den Grund zu gehen, lohnt es sich die beiden Personen aufgrund des biblischen Befundes etwas zu betrachten.
Beginnen wir mit Maria: Maria ist eine junge Frau. Aus moderner Sicht eine sehr junge Frau. In biblischer Zeit war es üblich, dass eine Eheschließung recht bald nach der Geschlechtsreife passierte. Wir können also davon ausgehen, dass die biblische Maria nicht älter als 15/16 Jahre war. Maria war mit dem Zimmermann Joseph verlobt, das bedeutet, das die Ehe fest versprochen war.
Maria ist schwanger. Das an sich war schon nicht der Normalfall, denn geschlechtlicher Verkehr vor der eigentlichen Eheschließung war in biblischer Zeit zumindest offiziell nicht vorgesehen. Sicher mag es auch Eheschließungen „zu dritt“ gegeben haben, aber der Normalfall war das nicht. In der biblischen Geschichte verschärft sich die Situation aber noch dadurch, dass Maria den Sohn GOTTES unter dem Herzen trug.
Über das Werden dieser Situation berichtet der Evangelist Lukas sehr ausführlich im ersten Kapitel seines Evangeliums. Der Engel Gabriel wird zu Maria gesandt und kündet ihr an, dass sie schwanger werden wird und den Sohn Gottes in die Welt austragen und gebären soll. Der Ton dieser Ankündigung ist höfisch und hoheitlich bestimmt. „Gegrüßet seist du begnadete Du hast Gnade gefunden" – im Hintergrund spielt hier auch die Verheißung des Propheten Jesaja eine Rolle, der 700 vor Christus angesagt hatte, dass eine junge Frau schwanger werden würde und den Messias zu Welt bringen sollte.
Wir können uns vorstellen, dass es eine große Ehre für Maria war. Dass es für die junge Frau aus der Provinz eine große Ehre war, von Gott auserwählt zu werden. Es hätte mit Sicherheit vornehmere, reichere junge Frauen in Israel, vor allem in Jerusalem, gegeben. Aber die Wahl Gottes ist auf Maria gefallen.
In einem kleinen, ganz interessanten Gesprächsgang erfahren wir nun, dass Maria alles andere als ein Opfer einer feindlichen Übernahme Gottes über ihren Körper und ihr Leben ist. Die Reaktion auf die Ankündigung des Engels Gabriel ist fast schon modern. Denn Maria will verstehen, was da mit ihr geschehen soll.
Sie fragt den Engel - wie kann das sein, da ich von keinem Manne weiß. Der Engel gibt ihr Auskunft, dass die Zeugung des Kindes keines geschlechtlichen Aktes bedarf. Der heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren wird, Gottes Sohn genannt werden.
Auf diese Aussage hin willigt Maria in das Vorhaben Gottes ein. Sie stellt sich und ihr Leben der Menschwerdung Gottes zur Verfügung. Sie antwortet – wirklich eher im Ton einer Königin als im Habitus eines einfachen Bauernmädchens: Siehe, Ich bin des HERRN Magd (Basisbibel: Ich diene dem Herrn). Es geschehe gemäß deiner Rede.
Mit diesen Worten willigt sie in den Plan Gottes Mensch zu werden ein. Sie wird die Mutter Jesu. Sie trägt Gott in die Welt. Dieses Motiv wird uns später noch beschäftigen.
Zum Hören: Gabriels Message und There is no Rose of such virtue, If on a winters night von Sting zu finden auf deiner bevorzugten Suchplattform!
Zum Thema der „JUNGFRAUENGEBURT“: Dass sich Götter mit Menschen zusammentun und dabei Kinder entstehen, ist für den antiken Menschen wirklich nichts Anstößiges. Die antike Welt ist voll von Halbgöttern, vor allem die griechische, aber auch in den orientalischen Mythen findet sich dieses Motiv an allen Ecken und Enden. Auch die Geburt durch Jungfrauen ist da keine große Sache.
Ihre besondere Spitze hat die Weihnachtsgeschichte darin,dass hier tatsächlich die Geburt eines Menschen dargestellt wird. Ein kleinesWort, das wir moderne Menschen wahrscheinlich als selbstverständlich überlesen ist es, dass für die Menschen der Antike kaum nachzuvollziehen ist, nämlich dasWort „Windel“. Zwei mal erwähnt Lukas – Jesus wird in Windeln gewickelt und in die Krippe gelegt. Die Engel verkünden: Ihr werdet das Kind finden in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.
Das ist der eigentliche Skandal der Weihnachtsgeschichte.Der Sohn Gottes, der in dieser Geschichte in die Geschichte tritt, wird wirklich Mensch. Er wird den Vollzügen des irdischen Lebens ganz und gar unterworfen (Ich sage nur – Nahrung wird aufgenommen und verlässt den Körper auch wieder) eine für den antiken Menschen eine völlig unvorstellbare, geradezu skandalöse oder wechselweise törichte Vorstellung. Gott wird Mensch – seine Mutter ist eine junge, auch ihrer selbst bewusste Frau, die ganzheitlich Gott dient.
Joseph: Über Joseph wissen wir, dass er aus dem Stamm / der Familie Davids stammte. Wir wissen auch aus dem Matthäus Evangelium, dass er „Tekton“ –also Bauhandwerker, Zimmermann - war. Der Matthäusevangelist beschreibt Joseph als einen frommen und gerechten Mann. Diese Informationen wie die folgenden erhalten wir übrigens aus dem Matthäusevangelium.
Als er erfährt, dass seine Verlobte schwanger ist, will er sie heimlich verlassen. Ich denke, dass zumindest den männlichen Lesern der Geschichte dieses Reaktionsmuster nicht ganz fremd sein dürfte. „Wenn du schon ein Kind von einem anderen bekommst, dann kannst du auch sehen, wie du damit klarkommst.“
Zum Hören: Dieses Motiv nimmt auch ein altes amerikanisches Weihnachtslied auf – Cherry tree carol – eine wundervolle Version aus „If on a winters night“ von Sting zu finden auf der Lieblings Suchplattform
Es bedarf hier der Einwirkung des Engels im Traum, der die Vaterschaftsverhältnis ins rechte Licht rückt, und Joseph erweist sich als fromm und gerecht. Er übernimmt die irdische Vaterschaft seines himmlischen Sprosses – und die Beiden / die Drei bilden eine erste Patchwork Familie, der übrigens für den Herrn Jesus auch noch einige Halbgeschwister folgen werden.
Zwei Menschen stellen ihr Leben und ihre Existenz in den Dienst Gottes – aus diesem Befund ergibt sich die Frage:
Mit Maria und Joseph, den Personen aus der Weihnachtsgeschichte, kannst Du ganz konkret und real mit ins Spiel des Weihnachtswunders mit hineinkommen. Denn das Weihnachtswunder kann sich tatsächlich in Deinem Leben, genauer gesagt in deiner Seele ereignen. Unter Engel habe ich Dir schon erzählt, wie wir Menschen uns in eine Geschichte hineinlesen und die Botschaft der Geschichte in unser Leben hineinleben können. Mit Maria und Joseph wird das nun ganz konkret! Beide Personen können nämlich in Dir lebendig werden.
Das lässt sich ungefähr so vorstellen: Göttliches will durch Dich, durch Dich ganz persönlich, geboren werden, dass heißt ganz real durch Dich Welt gewinnen. Und da gibt es noch die zweite Person, den Joseph in Dir, der dem nicht im Weg stehen sollte. Mit der Bibel gehe ich davon aus, dass es in jedem Menschen etwas Göttliches gibt, das durch uns in die Welt kommen soll. Die Bibel nennt das Talente oder Charismen, das heißt auf deutsch Gnadengaben von Gott. In jedem schlummert eine solche Gnadengabe, die für jeden Menschen ganz individuell ist.
Die Botschaft von Weihnachten heißt auch, dass diese Gnadengabe durch Dich in die Welt kommen kann. Etwas, was sogar nur durch Dich in die Welt kommen kann. Das kann seinen Anfang ganz besonders in der Weihnachtszeit in der Begegnung mit der Weihnachtsgeschichte nehmen. Natürlich weiß ich nicht,was da in Dir schlummert, was in die Welt möchte, aber ich weiß, dass da etwas ist. Was nur noch angesprochen werden muss. In der Begegnung mit Deinem Engel kann das Unglaubliche seinen Anfang nehmen. Wichtig ist nur, sich, wenn das passiert, nicht selbst im Weg zu stehen! (Joseph)
Jetzt wird es Zeit für Anregungen. Ich müsste jetzt eigentlich so viele Anregungen schreiben, wie es Menschen gibt, aber das ist ja unmöglich, also finde bitte Deinen Weg und nimm die Anregungen nur als Anregungen!!!!
Schon lange spürst du in Dir, dass du gerne Liebe leben möchtest. Diese Sehnsucht (siehe Weise) schlummert schon lange in Dir.
Und dann hörst du die Stimme deines (Weihnachts-) Engels in Dir.
Du könntest Liebe in die Welt leben, weil du gut zuhören kannst, weil Du gut rechnen kannst, weil Du musikalisch bist, weil Du traurig bist und Freude in die Welt tragen möchtest, weil Du gut organisieren kannst,weil Du viel weißt, weil Du handwerkliches Talent hast, weil Du gut stricken kannst, weil Du für andere da sein möchtest, weil Du …
Du kannst die Liste wirklich so lange ausweiten, bis Du etwas findest, was für Deine Seele passt. Der Engel in Dir spricht schon lange! Und wenn Du ihn hörst – sei Maria! Du erinnerst dich: Mir geschehe gemäß deiner Rede!
Und dann lass Dich nicht von den Bedenken des Joseph abbringen. Das geht nicht, kannst Du eh nicht, sollen die anderen sich drum kümmern, macht man nicht, ist noch nie passiert, hat eh keinen Sinn usf. – du kannst das – sondern: Mach Dich bereit, Deine Liebe in die Welt zu leben und steh Dir dabei nicht selbst im Weg!
Weihnachten bedeutet, dass die Liebe Gottes genau durch Dich in die Welt kommt. Dass das manchmal nicht so einfach ist, sagt die Weihnachtsgeschichte auch. Aber wer nicht beginnt, wird auch nicht ankommen.
Pfarrer Michael Dürschlag