In Wildenbruch und Michendorf hängen seit dem dritten Adventswochenende Plakate, auf denen wichtige Personen der Weihnachtsgeschichte zu sehen sind. Maria und Josef sind unterwegs, ebenso der Hirte und die drei Weissinnen. Wir möchten die wundervolle Weihnachtsgeschichte im Dorf sichtbar und hier auf der Website nachvollziehbar machen. Es gibt dafür drei Möglichkeiten:
1. Ganz kurz für Eilige
2. Etwas Biblisches
3. Was kann das für Dich bedeuten?
Interesse? Zum Hören und zum Lesen
Sterndeuter sehen einen Stern am Himmel, machen sich auf den Weg und finden das wunderbare Wunder!
Geschenkt: die Weisen aus dem Morgenland waren mit ziemlicher Sicherheit keine Frauen. Die hätten in der Antike nicht allein reisen können. Sie waren aber auch keine Könige, es waren wahrscheinlich nicht drei, und sie hatten auch keine Namen.
Aber der Reihe nach: Die Weisen aus dem Morgenland sind in unserer Aktion „Weihnachten im Dorf“ Frauen, weil sie dem „Wildenbrucher Weihnachtsspiel von 1914“ entsprungen sind, das im Jahr 2019 in Wildenbruch mit großem Erfolg aufgeführt wurde und zu dem wir einfach keine männlichen Darsteller haben gewinnen können. Die Kostüme waren noch da und so haben wir unsere weisen Frauen ins Bild gesetzt (Gilt übrigens auch für Maria, Joseph und den Hirten). Bei den weisen Frauen hatte es noch eine personelle Umbesetzung gegeben. Soweit das. Es handelt sich also nicht um eine genderkonforme Entscheidung, sondern eine pragmatische, aber im Zeitgespür liegen wir, meine ich, auch nicht ganz verkehrt.
Doch nun zur Bibel: Die Geschichte von den Weisen aus dem Morgenland überliefert der Evangelist Matthäus. Mit seiner Nennung der Weisen aus dem Orient – also Osten – stellt er seinen Textzusammenhang wie Lukas auch in kosmischen Zusammenhang. Lukas spannt den Bogen von Augustus in Rom bis zur Krippe in Bethlehem, von wo aus der Weg dann über Jesus, später die Apostel, zurück nach Rom geht und die Welt umfasst. Viele Menschen vergessen, dass Lukas sowohl Evangelium als auch Apostelgeschichte geschrieben hat und daher schon am Anfangs ein Ziel anklingen lässt.
Bei Matthäus ist der Spannungsbogen ein anderer. Bei ihm geht es von den Weisen aus dem Orient über den grundbösen König Herodes, der die armen Kinder in Bethlehem dahin mordet über Ägypten, wo Jesus seine Kindheit verbringt, wieder nach Nazareth, wo dann der erwachsene Jesus auftaucht.
Leitmotive sind – wie könnte es anders sein – Engel! Auch sie erscheinen den Weisen im Traum, um sicherzustellen, dass Herodes nicht mitbekommt, wo Jesus ist, und den Stern, den die Weisen im Morgenland sehen und dem sie folgen. Dabei erklärt sich aus dem Motiv des Sternes eigentlich auch die Identität der Weisen.
Also beginnen wir mit den Weisen: Die Weisen aus dem Morgenland
Bei Matthäus lese Ich: Es kamen Magoi - also in unserer Schrift Magoi – aus dem Osten. Was mit dem Wort gesagt ist, ist einigermaßen rätselhaft. Zum einen könnten es Marger gewesen sein, also Leute aus dem heutigen Aserbaidschan. Oder Magoi – meint das,was wir heute noch mit Magieren im weitesten Sinne verbinden, also „Zauberer, Gaukler, Illusionskünstler“. Na ja, werden Sie jetzt denken, das ist ja nicht so cool. Dann denken Sie das gleiche wie die Leute in der antiken Welt. Magier hatten keinen allzu seriösen Ruf in der Antike. Aber Magoi konnten eben auch sternkundige Priester, heute würden wir Astrologen sagen, sein. Das halte ich für die wahrscheinlichste Deutung.
Wenn Sie sich das mal im Bild anschauen möchten, schauen Sie mal in der Suchmaschine Ihres Vertrauens unter: Die drei Könige. Byzantinisches Mosaik. Ca. 550. Detail. Im 18. Jahrhundert restauriert. In der persischen Kleidung mit Kniebundhose, capes dargestellt, und Phrygische Mützen. Basilika von Sant'Apollinare Nuovo. Ravenna. Italien.
Wenn Sie da schauen, können Sie sehen, dass die persischen Weisen mit den phrygischen Mützen, die seltsam an Gartenzwerge und Jakobiner erinnern, nicht viel mit unseren Königen zu tun haben. Es waren astronomisch gebildete Priester aus Persien, die sich aufmachten, als sie den Stern sahen. Also Sterndeuter.
Warum drei? Warum Könige? Warum bekamen sie Namen?
Wenn den Menschen etwas wichtig ist, setzt es die Fantasie in Gang. Das können wir bei dieser Erzählung sehr gut nachzeichnen. Zum einen wurden den die Weisen beim Fest der Erscheinung (griechisch Epiphanias) am 6. Januar mit bedacht. Das ist noch bis heute so. Wir vergessen leicht, dass das Epiphanias-Fest zu den ältesten der Christenheit gehört. Es ist schon sehr früh überliefert, während unser Weihnachtsfest eher eine spätere Erscheinung ist.
Warum drei? Das leitet sich von den drei Gaben ab. Gold, Weihrauch und Myrrhe – die Dreizahl bedingt die Dreizahl der Protagonisten. Aber, im Text steht im Grunde nur Plural, also mehr als zwei – im Sinne von Viele. „Drei“ hätte Matthäus wahrscheinlich noch mit einem Zahlwort belegt. Und die Ableitung von der Dreizahl der Geschenke? Wirklich schwammig. Es hätten auch neun Sterndeuter sein können – zwei mit Gold, drei mit Weihrauch und drei mit Myrrhe. Oder 15 und jeder hatte ein Probierpaket mit. Also: wir sehen, so wird es schwierig.
Hinzu kommt dann noch, dass man die Weisen sehr schnell mit den damals bekannten Kontinenten in Verbindung brachte, also einer aus Afrika, einer aus Asien und einer aus Europa – sozusagen die ganze Welt huldigt Jesus dem neugeborenen König. Na ja, auch das ist Legende, denn selbst dem antiken Menschen war klar, dass in Israel Osten nicht da ist, wo Afrika und Europa sind. Sei es drum – in der Tradition landen wir bei drei. Und wie wurden aus den Weisen Könige? Wie das geschah, ergibt sich aus dem Text. Als die Weisen zu Jesus kommen (nicht in Stall und Krippe, steht bei Lukas), fallen sie vor ihm nieder, um ihm zu huldigen. Wörtlich: Sie fielen vor ihm nieder und beteten es (das Kind) an. Hier steht ein Fachausdruck im Griechischen: der Prodskynesis – huldigend, anbetend auf den Boden fallen. Dieses Wort benutzt man eigentlich nur, wenn einem König oder Gott gehuldigt wird. Bei Jesus stimmt beides, aber wer einem König huldigt, wird dann auch selbst schnell zu einem erhoben. Also selbst zum König.
Klar. Dass sie dann im Mittelalter auch noch Namen bekommen, ist auch wieder eine Traditionsbildung. Caspar, Melchior und Balthasar – sind Namen, die auch erst später in die Überlieferung eingeschrieben wurden, zumal die Namen schon auch Programm sind. Caspar, das persische Wort für Schatzmeister, weist auf das Gold hin, Melchior ist hebräisch für „König des Lichtes“ und Balthasar ist persisch für „GOTT schütze den König“. Hier mag sich wirklich ganz alte Ahnung tradiert haben, dann die Gaben die gebracht werden,sind für jede Krönung in der orientalischen Antike unverzichtbare Substanzen. Noch später passten dann im Mittelalter die Anfangsbuchstaben der Namen zu dem lateinischen Segenssatz, der bis heute zum Dreikönigsfest bei der Sternsinger-Aktion der römisch-katholischen Kirche auf den Türen mit Kreide notiert wird.
20 C+M+B 20 Christusmansionem benedicat. Christus segne dieses Haus.
Kurz kann man sagen, es kamen Sterndeuter, um Jesus wie einem König zu huldigen. Wir wissen nur, dass es mehrere waren und dass sie einem Stern folgten.
Zum Stern: Wer etwas über den Stern von Bethlehem wissen möchte, kann sich gerne bei Prof. Harald Lesch kundig machen. Er hat in den 1990iger Jahren einen Beitrag für die Serie „Alpha Centauri“ gemacht, der heute noch sehr lehrreich ist. Du findest die 15 Min. Sendung in der Mediathek von ARDalpha.
Es gab eine Konklusion von Saturn und Jupiter im Sternzeichen des Fisches im Jahr 7 vor Christus. Da waren Jupiter und Saturn zweimal für längere Zeit so dicht zusammen, dass es zumindest wie ein heller neuer Stern erschien. Da das Sternbild der Fische für Israel stand, ist nicht auszuschließen, dass hier der Kern der Geschichte liegt.
Seit den Kometen-Erscheinungen der letzten Jahrzehnte Hale-Bopp 1995 (Namen von den Entdeckern), der lange sehr prominent zu sehen war, die Älteren werden sich sicher erinnern, und Neowise (Namen vom Projekt:Near – Earth – Object – Wild Field Infrared Survey Explorer) in diesem Jahr, ist für mich ein Komet, also ein wandernder Schweifstern, wie er auf vielen Bildern zu sehen ist, auch nicht ganz aus dem Rennen.
Fest steht: Unmöglich ist es nicht, dass sich die Sterndeuter aufgrund einer himmlischen Erscheinung aufmachten, um den neuen König Israels zu huldigen. Bleibt die Frage:
Die Geschichte von den Sterndeutern, die dem Stern folgten,hat für Dich eine ganz einfache und bestechend schöne Botschaft: Dein Leben hat ein Ziel. Damit ist Dein Leben nicht sinnlos. Du kannst Dich auf Deinem Lebensweg ausrichten. Du kannst Orientierung finden. Das Angebot für diese Ausrichtung erscheint aus dem Himmel. Ein Stern, ein Stern, der Deinen Namen trägt. (Du kannst dir gegen eine Spende bei den Planetarien in Berlin wirklich einen Stern widmen lassen. Es bedarf einer kleinen Spende, die den Planetarien hilft. Vor zwei Jahren habe ich einen zum Geburtstag bekommen, er heißt SAO23903 im Sternbild Perseus. Die Urkunde hängt an der Tür meines Amtszimmers. Als Astronomisch begeisterter Mensch habe ich mich unbeschreiblich gefreut.
Es gibt einen Stern auch für Dich, der Dir Orientierung im Leben gibt. Er leitet Dich zur Hoffnung, zum Licht, aus der Krise, in der Dunkelheit. Er strahlt aus dem Himmel, so wie die Engel aus dem Himmel reden. Das ist wunderbar. Der Weg, den Dein Leben nimmt, mag nicht gerade sein, er mag oft schwer sein, kalt und dunkel, manchmal ist der Himmel auch wolkenverhangen, aber Du kannst Deinen Kopf hochheben, weitergehen, wieder aufstehen, wenn Du gestürzt bist, denn der Zielpunkt Deines Lebens ist mit einem Stern markiert und am Ende Deines Weges wird alles gut werden – das ist doch was!
Pfarrer Michael Dürschlag