Mein Vater schrieb:

Von dem ersten Weihnachten als Flüchtlinge in Skt. Jacob in Thüringen
„1945. Wir sind Flüchtlinge. Elend sitzen wir in einer Bruchbude, in einem Wartesaal kann es nicht schlimmer aussehen. Ich hatte mich vor Weihnachten gefürchtet. Und dann war alles so friedlich bei uns, wir waren voll Lob und Dank. Und es war gar nicht schrecklich. Es war ja der Tag, den Gott gemacht hat. Er war ganz unter uns und wir bei ihm. Ich hätte nie gedacht, dass die Weihnachtsbotschaft das Herz so ausfüllen kann, wie es uns geschah. Und zu guter Letzt tat sich die Tür auf, und die Küstersfrau aus dem Dorfe, eine Arbeiterfrau, trat mit ihrer Tochter herein, bepackt mit lauter selbst gemachten Sachen und entbehrlichen Dingen aus ihrem Hausstandund von ihren Kindern und sie beschenkten uns. Es geschah so selbstverständlich, dass es gar nichts Beschämendes hatte. Ja, nun waren wir die Armen und die Armen die Reichen, die Welt war umgekehrt, und das war gut so.“‍

Agathe von Wedel